Als »Musengabe« Hans Pörnbacher, dem vielseitigen Erforscher von Literatur und Kultur Bayerns, zum 80. Geburtstag zugeeignet:
MUSEION BOICUM oder bajuwarische Musengabe.
Beiträge zur bayerischen Kultur und Geschichte.
Achtzehn Aufsätze herausgegeben von Guillaume van Gemert & Manfred Knedlik.
Mit Schriftenverzeichnis von Hans Pörnbacher, 1990-2009.
2009. VIII, 425 Seiten / pages, Frontispiz Porträt / frontispiece portrait, 20 Abb. / ills.
Broschiert / Softbound, 23x15. (ISBN 978 90 302 1354 3) {GLB S4}
Preis / Price: EUR 56,= (exkl. MWS / excl. VAT in EU)
Geistliche Literatur der Barockzeit {GLB}, Sonderband 4

Guillaume van Gemert / Manfred Knedlik

ZUM GELEIT

Wohnstätte der Musen war das Museion. Wenn der vorliegende Band sich als Museion Boicum präsentiert, ist aber nicht in erster Linie deren Aufenthaltsort angesprochen, denn der Musenberg symbolisierte weit mehr, und zwar namentlich auch die Pflege der Wissenschaften.
    Als die bayerischen Augustiner-Eremiten Eusebius Amort, Gelasius Hieber und Agnellus Kandler 1722 eine Gelehrtenzeitschrift aus der Taufe hoben mit dem anspruchsvollen Titel Parnassus Boicus, die, mit Unterbrechungen, bis 1740 erscheinen sollte, ging es ihnen darum, die Wissenschaft in Bayern, aber auch die Erforschung der bayerischen Geschichte und der bayerischen Kultur in deren unterschiedlichsten Ausprägungen voranzutreiben. Um die Erforschung der Kultur und der Geschichte Bayerns hat sich seit über fünfzig Jahren auch Hans Pörnbacher verdient gemacht, dem der vorliegende Band zum 80. Geburtstag als »Musengabe«, was eine weit weniger anspruchsvolle Umschreibung von ›Museion‹ sein dürfte, zugeeignet wird. Dass Pörnbachers wissenschaftliches Œuvre einen entscheidenden Beitrag zur Erkundung, zum Erhalt und zur Verfestigung des Musentempels bayerischer Geistigkeit darstellt, soll der Titel des vorliegenden Sammelbandes nicht zuletzt auch unterstreichen.
    Dem Minnesänger Hiltbold von Schwangau, der im heutigen Bayern beheimatet gewesen sein muss, war Pörnbachers erste größere Untersuchung gewidmet; sie erschien 1957. Ihr folgten bis jetzt, bis an die Schwelle von Pörnbachers neuntem Lebensjahrzehnt, Hunderte von weiteren Veröffentlichungen, deren Schwerpunkt unentwegt Bayern in der vielfältigen Verschiedenheit seiner kulturellen Eigenheit war. Auch in den fast zweieinhalb Jahrzehnten, in denen er als Ordinarius für ältere deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft an der Katholieke Universiteit Nijmegen, der heutigen Radboud Universiteit Nijmegen, lehrte, bildete Bayern die zentrale Mitte von Pörnbachers Forschungen.
    In jenen Jahren etwa erschien die fünfbändige, über sechstausend Seiten starke Bayerische Bibliothek, die Pörnbacher gemeinsam mit Benno Hubensteiner geplant hatte, die er nach dem Tod seines Mitherausgebers alleine betreute und für die er drei Bände selber besorgte; in jenen Jahren auch entstand die in Amsterdam erscheinende, von Pörnbacher herausgegebene Reihe »Geistliche Literatur der Barockzeit«, die vorwiegend das lange vernachlässigte geistliche Schrifttum Bayerns vom späten 16. bis ins frühe 18. Jahrhundert erneut der Öffentlichkeit vorstellen will. Beide Unternehmen sind im wahrsten Sinne als ›Museion‹, als gelehrtes Unterfangen, als Bibliothek und als Sammelstätte zu verstehen, was alles ebenfalls im weiteren Sinne von dem Begriff abgedeckt wird.
    Das hier präsentierte Museion Boicum will eine Brücke schlagen zwischen Pörnbachers ehemaliger Wirkungsstätte in den Niederlanden und seiner heutigen Wohnstätte in Bayern, das ihm, auch in der Fremde, immer geistige Heimat war. Dass hier ehemalige Kollegen und Schüler aus der Nijmegener Zeit mit Beiträgen vertreten sind, aber auch die erfreuliche Gegebenheit, dass der Amsterdamer Verleger der Reihe »Geistliche Literatur der Barockzeit«, der schon über drei Jahrzehnte mit Pörnbacher zusammenarbeitet, bereit war, die Festgabe zu dessen Jubelfeier herauszubringen, versinnbildlichen dieses Anliegen.
    Von ›Museion‹ leitet sich das Museum her, dessen Vorläuferin die Raritätenkammer war, die Unterschiedlichstes dem »curiosen« Betrachter darbot. An diese Tradition im besten Sinne will das vorliegende Museion anknüpfen: Es vereint Beiträge zu recht unterschiedlichen Themen. Sie zentrieren sich aber nahezu allesamt um Bayerisches, und zwar weitgehend auch um ältere Epochen der bayerischen Geschichte und Kultur, als ›bajuwarisch‹ oft noch die geläufige Bezeichnung war. Gemeinsam ist ihnen allen auch, dass sie Bereiche berücksichtigen, mit denen der Jubilar sich immer wieder befasste: Insofern bildet er die eigentliche Mitte des Museion. Das Spektrum reicht, um nur einige Stichworte zu nennen, von der frühen bayerischen Geschichtsschreibung, über die geistliche Literatur, das Jesuitentheater und die Klostermusik des Barock, die Kulturentwicklung in Bayern zur Zeit der Aufklärung und die bayerische Bibliotheksgeschichte, bis hin zu norddeutschen Bayern-Bildern und englischer Rezeption bayerischer Autoren im 19. Jahrhundert, wobei nicht selten Namen auftauchen, die von Pörnbachers Veröffentlichungen her vertraut sind, wie Jeremias Drexel, Aegidius Albertinus, Johannes Bisselius oder Christoph von Schmid.
    Der Dank der Herausgeber gilt den Autoren, den Institutionen, die mit Zuschüssen die Drucklegung unterstützten – genannt seien hier die Bayerische Volksstiftung, die Ernst-Pietsch-Stiftung, das Bischöfliche Ordinariat Augsburg, die OEW-Energie-Beteiligungs GmbH sowie das Germanistische Institut der Radboud Universiteit Nijmegen –, dem Verleger Herrn Gérard van Heusden und vor allem auch den Subskribenten, denn sie haben das Erscheinen des Bandes erst recht ermöglicht. Sie alle verbindet die Hoffnung, dass das hier Präsentierte dem Jubilar gefallen und dass es ihm Lesefreude bereiten möge, im Bewusstsein, dass alle, die Subskribenten, die Spender, die Autoren, der Verleger und die Herausgeber, sich ihm verbunden fühlen und seines Ehrentages in dankbarer Erinnerung gedacht haben.