From the 1720’s onwards French journalism, the pivot of the Republic of Letters, initially centered in Paris and the Dutch Republic, widens its circle towards other parts of Europe, notably towards the North with Berlin as a turntable:
Journalisme et République des Lettres.
L’élargissement vers les «Pays du Nord» au dix-huitième siècle.
Rédigé et publié avec une introduction par Christiane Berkvens-Stevelinck, Hans Bots & Jens Häseler.
2009. VI, 339 pp, 12 ills.
Broché / Softbound, 23x15 cm. (ISBN 978 90 302 1274 4)
Prix / Price: EUR 48,= (excl. TVA / VAT in EU)
Der internationale Journalismus als Basis der europäischen
Gelehrtenrepublik konzentriert sich anfangs deutlich auf Paris
und auf Holland. Ab den 1720er Jahren findet eine spürbare
Ausdehnung auf andere europäische Länder statt,
darunter vor allem in den »Norden«.
Berlin ist eine
Drehscheibe für die wissenschaftliche Berichterstattung. Das
vorliegende Werk zeigt diese Entwicklung und will damit eine
verengte Sicht auf diesen europäischen Kultur- und
Wissenschaftsraum korrigieren.
»Mit voller Gewissheit kann man sagen, dass Deutschland
ebenso fruchtbar ist wie jedes andere Land. Es bringt Denker und
Gelehrte hervor, die sich mit Hingabe und Sorgfalt dem Studium
aller Wissenschaften und Sprachen widmen, vor allem der
orientalischen Sprachen, der Philosophie, der Mathematik, den
humanistischen Wissenschaften und der Literatur. Wir müssen
die nationalen Vorurteile aus der Gelehrtenrepublik verbannen und
werden alles berücksichtigen, was gut und des Publikums
würdig ist.«[aus dem Vorwort der
Bibliothèque Germanique, Bd. I (1720)].
BESCHREIBUNG
Die Geschichte der europäischen Kultur lässt sich
beschreiben als eine Geschichte der grossen Bewegungen des
Wissens. Von den klösterlichen Schreibstuben bis zu den
Universitäten, von den Gelehrtenbibliotheken bis zu den
Akademien lassen sich die verschiedensten Räume und Wege
beschreiben, durch die das Wissen einen immer grösseren
Kreis von Personen erreicht. Als die Gelehrtenrepublik im 17.
Jahrhundert das Erbe des Humanismus antritt, verfolgen die
Mitglieder dieser supranationalen und multikonfessionellen
Gemeinschaft ein klares Ziel: ihre Erkenntnisse und Entdeckungen
den Zeitgenossen zugänglich zu machen; ohne politische oder
religiöse Einschränkungen alle Neuigkeiten
auszutauschen und weiterzugeben.
Die Wissensexplosion macht diese Aufgabe schier unlösbar.
Die Netzwerke brieflicher Kommunikation genügen nicht mehr.
Die Entstehung und Verbreitung von gedruckten wissenschaftlichen
Zeitschriften eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Jeder
Gelehrte kann nun zeitnah Besprechungen der wichtigsten in ganz
Europa publizierten Werke verfolgen, Nachrichten über
laufende Forschungen lesen. Der Journalismus wird damit zum
Rückgrat der Gelehrtenrepublik. Er entwickelt sich zuerst in
den wissenschaftlichen Zentren, wie in Paris, breitet sich aber
sehr schnell in anderen europäischen Ländern aus.
Anhand von Beispielen für diese Ausdehnung der
Gelehrtenrepublik soll eine bisher häufig zu enge Sicht auf
den europäischen Wissenschafts- und Kulturraum korrigiert
werden.
Die langlebige Zeitschriftenserie der Bibliothèque
germanique (1720-1759) ist ein ausgezeichnetes Beispiel
für diese journalistische «Erweiterung» des
gelehrten Europa. Die Analyse der behandelten Themen, der
Fächer und Herkunft der rezensierten Bücher, der
Publikationsstrategie und journalistischen Schreibweisen
vermittelt eine gute Vorstellung von der Entwicklung dieses
aufgeklärten Journalismus, der als Fortsetzung und
Erneuerung des gelehrten Journalismus und insbesondere der
Tradition der journaux de Hollande verstanden werden kann.
Die wissenschaftliche Produktion von bis dahin kaum international
wahrgenommenen Regionen, wird durch diese Zeitschriften
stärker bekannt.
Das Refuge der Hugenotten hat eine grosse Zahl von Journalisten,
Autoren und Lesern hervorgebracht, die eine herausragende Rolle
in diesem Prozess internationalen Austauschs spielen. Die
Einführung englischer philosophischer und literarischer
Werke in Deutschland und auch die reichhaltige Ausstattung z.B.
der Berliner Buchhandels- und Verlagshäuser lässt sich
zu einem guten Teil als Wirkung der Zeitschriften erklären.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird ein Umbruch
unübersehbar.
Die Bedeutung der regionalen bzw. nationalen
Wissenschafts- und Literaturzeitschriften nimmt zu. Das
lässt sich auch am Beispiel der Niederlande beobachten.
Andererseits entsteht ein neuer Typ internationaler
Literaturzeitschriften, die wie das Journal étranger
(1754-1762), Beispiele für den neuen kosmopolitisch
orientierten ‘journalisme de génie’ sind, der
sich an das gebildete Publikum aller Stände wendet. Die
Gelehrtenrepublik verwandelt sich ab den 1760er Jahren zu einer
‘République des sciences’, während
das gebildete Publikum fortan die Wahl zwischen den
verschiedensten allgemeinwissenschaftlichen und literarischen
Journalen hat.
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